„Was auch immer mit Sophia passiert ist, es ist definitiv nicht das Resultat zwischen der anscheinenden Andersartigkeit von Kulturen.“
Das kann man „definitiv“ vor dem Abschluss polizeilicher Ermittlungen zum individuellen Fall ja nur deshalb wissen, weil man den kulturellen Hintergrund als tatrelevant eben generell auch für die zahlreichen erwiesenermaßen von Muslimen und Afrikanern bedrängten, vergewaltigten und ermordeten Frauen leugnet, eine gewisse Form von Victim Blaming und Täterschutz also längst zur zweiten Natur der ideologisch Verblendeten geworden ist.
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Es ist nicht nur beides zugleich einfach bloß sachlich falsch und im konkreten Fall zum konkreten Zeitpunkt pietätlos: das linke „Umschiffen“ und Leugnen von Sachverhalten und deren rechte Benennung mit rassistischen Untertönen – indem sich das eine aus dem anderen legitimiert, wird eine Eskalationslogik in Gang gesetzt, in deren Folge die Gesellschaft auf vernünftig aufhaltbare Verschlechterungen der Verhältnisse immer fatalistischer und paralysierter reagiert.
Hält man es gegen diese Gesamtentwicklung politisch für aussichtsreicher, den Linken mit allen polemischen Mitteln die Augen für die Realität zu öffnen als den Rassisten ihren Rassismus auszureden, trägt einem das seitens der Ertappten inzwischen recht zwanghaft den Vorwurf ein, ein AfD-Fanboy oder mindestens halber Querfrontler zu sein.
Das hat auf sich zu nehmen, wer sich nicht mitschuldig machen will an den bisherigen und künftigen Opfern einer Willkommenskultur gegenüber Tätern, deren mitgebrachter Frauenhass nicht einmal in der finstersten Vergangenheit der christlich-abendländischen Kultur eine Entsprechung hat, ihr daher fremd ist und unbedingt fremd zu bleiben hätte.
Unter keinen Umständen zu beugen, hat man sich Leuten, die Gaulands Relativierung der "historischen Bedeutung von Auschwitz“ in ritualisierter Empörung skandalisieren und dabei am viel größeren Skandal teilhaben: aus der „historischen Bedeutung von Auschwitz“ die moralische Verpflichtung abzuleiten, Juden, Frauen und Schwule dem islamischen Mob auszuliefern, und sich nach den entsprechenden Taten zu den Motiven auszuschweigen und die Opfer still und leise zu verscharren, weil man andernfalls ja „den Rechten“ zuarbeiten könnte.
Womöglich darf man sich auch nicht zu fein sein, die Kritik an diesen Verhaltensmustern zu wiederholen - jedenfalls hieß es, als ein Beispiel, in einem Text, der 2017 ein gutes halbes Jahr vor der Bundestagswahl erschienen ist und den „Umgang“ mit sexuell übergriffigen Flüchtlingen zum Gegenstand hatte, bereits (auszugsweise zitiert):
Strategie gegen rechts: Sachverhalte umschiffen
Natürlich bezeichnen die Linken das, was sie tun, nicht als vorsätzliches Beschweigen und Lügen, und dennoch bekennen sie sich offen zum „zweckdienlichen verbalen Umschiffen von Sachverhalten“, ohne dass sich irgendwer an dieser konsensualen Formel, an der das Team des selbstverwalteten Jugendkulturzentrums wochenlang gefeilt hat, gestoßen hätte: „Uns zur Problemlage so explizit zu äußern, fällt uns schwer, da wir nicht in die rassistische Kerbe von AfD und CDU/CSU schlagen wollen. Die Situation ist jedoch derart angespannt und belastend für viele Betroffene und auch für die Betreiber_innen des Conne Islands, dass ein verbales Umschiffen des Sachverhalts nicht mehr zweckdienlich scheint.“Nicht mehr zweckdienlich… – Mit der in reinstem Bürokratendeutsch vorgetragenen Ankündigung, erst dann mit dem Lügen aufhören zu wollen, wenn die Frauen nicht mehr kommen und damit der ganze Laden als homophobes und misogynes Männerzentrum aufzufliegen droht, erweist sich die Linke bei allem Abgrenzungsgetue wieder einmal als Avantgarde des Team Merkel. Denn nur, weil diesem Team auch nach dem Berliner Terroranschlag das Wasser offenbar noch nicht am Halse steht wie linken Party-Ausrichtern, erscheint ein verbales Umschiffen des Zusammenhangs von islamistischem Suizid- und Tugendterror (zu dem extrem übergriffiges Verhalten gehört) hie und alltäglichem islamischem Patriarchalismus bzw. seiner Krise da weiterhin zweckdienlich. Die etablierten Parteien, die Medien, die Linksradikalen und selbst nicht wenige Antideutsche sind sich also prinzipiell darin einig, dass man die AfD und andere Rechtspopulisten am besten mit einer postfaktischen verbalen Umschiffung von Sachverhalten bekämpft, während gerade diese Strategie die AfD erst populär gemacht hat und deren Propaganda gegen die Lügenpresse mit immer neuen Fakten versorgt.
Wer solche Feinde hat, braucht keine Freunde. So können sich die Rechtspopulisten entspannt zurücklehnen und den Konservativen, Linksliberalen und -radikalen dabei zusehen, wie diese sie über ordinäre Ausländerfeinde hinaus zur politischen Alternative für Wählergruppen machen, die früher nur die Parteien der linken Mitte gewählt haben. Unter ihnen sind gerade auch jene, die zunehmend von ganz bestimmten Männergruppen bedroht werden und das herrschende verbale Umschiffen dieses Sachverhalts nicht als zweckdienlich, sondern als Potenzierung ihrer persönlichen Belastung empfinden: Frauen, Juden, Schwule, Transgender und säkulare „Moslems“.
(aus: Thomas Maul, Wo sind all die Mädchen hin? Über das „verbale Umschiffen von Sachverhalten“ durch linke Clubbetreiber, in: Bahamas, Nr. 75/2017)