Die Lieblingsfeinde der Rechtspopulisten


Neuerdings gelten oder inszenieren sich Leute als ernstzunehmende Kontrahenten eines politischen Schlagabtauschs, die sich schon beim Anziehen der Boxhandschuhe sämtliche Finger brechen und daher entweder kleinlaut aus dem Ring kriechen, bevor es überhaupt angefangen hat, oder aus Frust über die eigene Unzulänglichkeit wild um sich treten und dabei darauf vertrauen, dass zumindest die eigenen Fans den Regelverstoß nicht bemerken oder gar gutheißen, während die Unparteiischen darüber nur noch verwundert den Kopf schütteln können.

Was beweisen antisemitische AfD-Anhänger?


In den vergangenen Tagen etwa delektierten sich die Snowflakes, großkopferten Sprechautomaten, pseudofeministischen Trampel und schlicht Bekloppten der linken Szene in den sozialen Medien und auf Blogs an einem Balkendiagramm, dessen Nachrichtenwert die Titanic in ihren besseren Zeiten noch mit dem Titel: „Schrecklicher Verdacht: War Hitler Antisemit?“ zu parodieren verstand:

Die Zustimmung zum Klassiker des rechten Antisemitismus (Der Einfluss der Juden) ist danach unter Anhängern rechter Parteien also deutlich höher als unter denen linker. 

Teilweise wissen die ob dieser Erkenntnis Begeisterten natürlich, dass Linke wie andere bessere Deutsche inzwischen bloß gelernt haben, NICHTS über Juden zu sagen, um ALLES über Israel sagen zu dürfen, weshalb die Balken anders aussähen, wenn gefragt worden wäre, ob manche Maßnahmen der israelischen Regierung den Weltfrieden gefährden könnten. 

Und der eine oder andere ahnt vielleicht sogar, dass selbst ein „Nein“ als Antwort auf eine antisemitische Frage lagerübergreifend nicht zwingend auf große Distanz zum Antisemitismus schließen lässt.

Die linke Freude über den hohen Anteil von Antisemiten unter AfD-Anhängern hat daher einen anderen Grund: Einge sahen darin nämlich ein für sich selbst sprechendes Argument gegen Thomas Maul, weshalb man das Diagramm entweder in meine FB-Timeline kopierte oder mich via Facebook bei der genüsslichen Präsentation desselben triumphierend markierte oder voll siegesgewisser Häme auf entsprechende Passagen des Leipziger Vortrages verlinkte:


Vor Einzug der AfD hat es solche proisraelischen und antisemitismuskritischen Reden [Gauland, von Storch] im Deutschen Bundestag nicht gegeben, schon gar nicht von der jeweiligen ganzen Fraktion geteilt.
Die Linken in der Israelsolidarität [...] machen jetzt auch und gleichzeitig auf klassischen Antifaschismus gegen die AfD, und damit gegen die einzige israelsolidarische, antisemitismuskritische und [...] patriarchatskritische Partei [...], und dazu arbeiten sie wieder offiziell oder informell mit jenem Linkskartell zusammen, was für die Erfolge der AfD verantwortlich ist, und dessen Proislamismus und Antiisraelismus ja in erster Linie anzuprangern wäre. 
Zumindest will es mir nicht einleuchten [...], warum es eine vernünftige Strategie sein soll, mit linken Antisemiten gegen die rechte Israelsolidarität zu kämpfen.

Auf die Idee, dass die von mir hier und andernorts angeprangerte Blamage des Linkskartells: nämlich das Halten konsequent antisemitismus- wie patriarchatskritischer und israelsolidarischer Reden im Bundestag allein den Vertretern einer rechtspopulistischen Partei mit völkischem Flügel zu überlassen, durch antisemitische AfD-Anhänger (oder auch Mitglieder) schrumpfen würde, kann freilich nur kommen, wer vom totalen Verblödungszusammenhang, an dem er mitstrickt, schon gar nicht mehr zu unterscheiden ist.  

Mit Fakenews und schlechtem Benehmen „Rechtspopulisten“ entzaubern?


Nichtsdestotrotz fühlen sich Linke immer wieder dazu berufen, „Rechtspopulisten“ zum bürgerlichen Gespräch zu laden, um sie dann in maßloser Selbstgefälligkeit und -überschätzung mit links – also ohne Vorbereitung und schlecht informiert – in die Tasche zu stecken bzw. als „Wolf im Schafspelz“ vorzuführen. Derart geriet schon vor bald 20 Jahren die eitel angekündigte „Entzauberung von Haider“ zur Bloßstellung von Erich Böhme und Ralph Giordano.


Damals jedoch haben den „Triumph für Jörg Haider“ alle gesehen und die Sendung als „Gipfel der Peinlichkeit“ kritisiert.

Die offensichtliche Niederlage von Böhme und Giordano, die, während ihnen alles entglitt, trotzdem höflich gegenüber Haider blieben, und sich damit einen Rest Würde wahrten, sollte Negativbeispiel für alle Zukunft sein, aus dem zu lernen war: besser recherchieren, Argumente vorbereiten und den Kontrahenten, und sei er noch so rechts, bzw. gerade dann, nicht unterschätzen.

Die heutigen selbsternannten "Entzauberer von Rechtspopulisten" scheinen stattdessen ganz andere Lehren aus dem einstigen Fall nach dem Hochmut gezogen zu haben. Warum überhaupt recherchieren und vorbereiten, wenn man stattdessen doch lügen kann! Warum die Formen bürgerlicher Konversation einhalten, wenn man dem Gegenüber auch selbsgerecht über den Mund fahren und "schreien" kann, sobald die Lügen und die eigene Uninformiertheit als solche auffliegen!


Ein blankes und darin repräsentatives Abziehbild des seinerzeit von Schröder geforderten antifaschistischen Aufstands der Anständigen teilt dieses Video mit der Bemerkung:


"Von der BBC lernen, heißt siegen lernen: Shout them down if need be, if not, keep calm and carry on."

Für Erwachsene dagegen, die mit den Tatsachen nicht auf Kriegsfuß stehen und Statistiken richtig zu deuten wissen (vgl. den FAZ-Artikel von Michael Hahnfeld vom 21.06.2018), ist hier von Storch diejenige, die – wie damals Haider – siegt, und damit das Ganze bloß ein weiterer Beleg für den Anteil von Linken am Aufstieg des Rechtspopulismus.