Woody Allen - Rowohlt - Weinstein

Anlässlich der Entscheidung des Rowohlt-Verlages, Woody Allens Memoiren gegen den Protest anderer, gänzlich unbedeutender Rowohlt-Autoren - wie das Schnatterinchen Stokowski - nun doch wie geplant zu publizieren:

Unter denjenigen, die sich darüber freuen und dafür aussprachen, dass Woody Allens Memoiren im Rowohlt-Verlag erscheinen, war das Bedürfnis groß, sich bzw. Woody Allen von Weinstein zu distanzieren oder jede Erwähnung Weinsteins zu umgehen. Als hätten die beiden Fälle nichts miteinander zu tun. Nun ist es aber so, dass die treibende Kraft beider Kampagnen Ronan Farrow ist – der Mann oder besser das Männlein, das man als Gravitationspunkt des MeToo-Feminismus beschreiben könnte. Mehr noch: Farrow wandte sich Weinstein (auch als Förderer Allens) zu, als er sich die Erfolglosigkeit seiner Interventionen gegen den Vater eingestand. Die Öffentlichkeit sah in ihm nicht mehr als einen Zuträger für folgenlosen Hollywood-Klatsch. Erst seit den Erfolgen des Feldzuges gegen Weinstein, wofür er auch den Pulitzer-Preis einheimste, ist er zu einer moralischen Instanz geworden, die Shitstorms in den sozialen und Hetzartikel in den „seriösen“ Medien gegen Widersacher lostreten kann. Jetzt erst fährt er Erfolge gegen den Vater ein, kann Verlage und große Streaming Plattformen dazu bewegen, das Werk Woody Allens zu boykottieren. Wer dagegen Moses Farrow glaubt, dass Mia Farrow ihrer Tochter Dylan die Missbrauchsgeschichte in den 1990ern ins Hirn pflanzte und auch Ronan seit seinem 4. Lebensjahr entsprechend programmierte – in Fortsetzung einer Erziehung, die insgesamt auf körperliche Misshandlung und Gehirnwäsche aller Kinder setzte, weshalb Moses mit der vor allem an sich selbst leidenden Mutter inzwischen gebrochen hat –, der könnte sich bei einem erneuten Lesen des Artikels in „The New Yorker“, der den Fall Weinstein ins Rollen brachte, fragen, ob der ewige Zuhörer seiner Mutter – ein Co-Abhängiger ihres Wahns – vielleicht Frauen zum distanzlosen Interview bat, die psychisch ganz ähnlich strukturiert sind wie seine Mutter: von Rachsucht getrieben auf der Suche nach einem Sündenbock fürs eigene Elend. Der könnte sich fragen, ob Ronans Recherchen zu Weinstein seinerzeit vom „NBC“ womöglich abgelehnt wurden, nicht wegen Weinsteins Macht oder einer existierenden rape culture, sondern weil man – im Nachhinein fälschlich – annahm, es könne der journalistischen Reputation schaden, sich zum Sprachrohr der Verleumdungen offensichtlich psychisch Gestörter zu machen, die nicht dadurch automatisch Recht bekommen, dass sie sich in Massen zusammentun. „The New Yorker“ ging das Risiko ein oder hatte gar einen Riecher dafür, dass die Zeit für eine puritanische Massenpsychose einfach gekommen war, die am Ende auch vor einem Gerichtsgebäude nicht halt machen und Weinstein für die Aussagen von Zeuginnen 23 Jahre ins Gefängnis bringen würde, die nicht einen Deut glaubwürdiger agierten als Mia Farrow und/oder ihre Tochter Dylan, was Ronans Hexenjagd auf den Vater nur weiteren Auftrieb gibt.

Vgl.: Bild-Zeitung vom  21.10.2017

(Thomas Maul, 13.03.2020)