Piraten sind in seitdem Captain Jack Sparrow durch die Karibik torkelte. Die Abenteuer vor exotischer, maritimer Kulisse verschweigen allerdings die Schattenseiten des Freibeuter-Lebens: Endloses Warten auf den nächsten Überfall, miserables Essen, Krankheiten und überall Ratten. Eine harte Männerwelt. Anfang des 18. Jahrhunderts jedoch von einer Frau erobert, die unbedingt aus ihrem bürgerlichen Leben und seinen Rollenklischees ausbrechen wollte: Anne Bonny. Mit flammendrotem Haar unter dem schwarzen Piratenhut gibt Manuela Grabowski die Freibeuterin mit der Vorliebe für prächtige Gewänder im Acud Theater. In nur knapp siebzig Minuten berichtet "Der Lebensrausch Anne Bonnys" von den wichtigsten Stationen dieser ungewöhnlichen Frau. Regisseur Thomas Maul, der auch für den Text verantwortlich zeichnet, versteht es durchaus eine gute Geschichte zu erzählen, obzwar die Darstellung zuweilen ein wenig hinterher hinkt.
Zwischen einer Palme, einem Paravent und einem Schreibtisch spannt sich der Bogen von Annes Geburt in Irland als uneheliche Tochter eines Anwalts und eines Dienstmädchens bis hin zu ihrer Verurteilung zum Tode durch den Strang, der sie geschickt entgeht. Begleitet von etlichen Kostümwechseln, schlüpft Manuela Grabowski in unterschiedlichste Rollen, um Annes Leben aus mehreren Perspektiven zu beleuchten.
Es wirkt zwar arg aufgesetzt, wenn sie pathetisch-poetisch das Meer mimt, oder mit aufreizendem Hüftschwung die Hafenhure spielt. Dennoch setzt sich aus dem szenischen Mosaik eine spannende Biographie zusammen. Von dem unbändigen Mädchen, dass lieber den Umgang mit allen Waffengattungen übt als das Sticken, und von der jungen Frau, die lieber mit einem mittelmäßigen Piraten durchbrennt, als sich standesgemäß einen Oberschichten-Langweiler zum Gatten zu wählen.
Acud
Veteranenstr. 21, Mitte, Tel.: 449 10 67. Termine: 22.-24.2., 28.2.-2.3., 20.30 Uhr.Erschienen am 22.02.2008