Das Corona-Spektakel als Farce und Tragödie


(22.05.2020) Bekanntlich war Italien das erste westeuropäische Land, dessen Behörden und Medien im Angesicht einer Grippewelle, die nicht auf den Namen „Influenza“, sondern „Corona“ hören würde, auf Panikmache setzten und im 21. Jahrhundert eine mittelalterliche Pestbekämpfung inszenierten, die Bilder produzierte, welche die halbe Welt noch mehr in Angst und Schrecken versetzten als das vorangegangene totalitäre Schauspiel der Chinesen. 

Die Furcht vor den Infizierten war in Italien so groß, dass es kein nationales Gesundheitssystem mehr geben sollte, die lokalen Einrichtungen abgeriegelter und unter Quarantäne gestellter regionaler Hotspots hatten jede für sich zuzusehen, wie sie mit der Situation fertig würden. Angehörige durften Erkrankte nicht mehr in Hospitälern besuchen; wenn sie dort verstarben, dann alleingelassen. Beerdigungen fanden, wenn überhaupt, nur noch stark reglementiert und von Beamten überwacht statt. Tröstende Umarmungen waren verboten. 

Leichensäcke, Militär und Krematorien


Aus Furcht vor infektiösen Leichen wurde die Arbeit von Bestattungsunternehmen behindert, weshalb Militär zum Einsatz kam, wurde die für Italien untypische Leichenverbrennung präferiert, was die wenigen Krematorien überforderte. Wer Symptome seiner Altvorderen meldete, hat sie nach deren Abholung nie wiedergesehen, wusste häufig nicht, wohin sie gebracht wurden, ist in Entscheidungsprozesse zur bestmöglichen medizinischen Versorgung nicht eingebunden worden und sah sich selbst unter Quarantäne gestellt.

All dieses Leid und Elend, die „Überforderung“, war auch hausgemacht und wäre vermeidbar gewesen. Dennoch grassierte überall die Vorstellung, dass man die Bevölkerung in ihre Wohnungen einsperren und die Wirtschaft herunterfahren müsse, wenn man keine gestapelten Leichen, keine Verbrennungsöfen und kein Militär sehen will.  Dabei hätte man wissen müssen, dass dies nichts besser, vieles dafür aber schlimmer machen würde.

Moralismus statt Vernunft


Wer zu Besonnenheit und Vernunft aufrief, und sei es nur, um die Gesellschaften vom todestriebhaften Wiederholungszwang zu befreien, wurde niedergemacht von selbstgerechten Moralaposteln, die vom wirklichen Leben und alltäglichen Sterben beispielsweise in Pflegeheimen keinen blassen Schimmer haben. In einem NZZ-Artikel vom 13. März hatte der italienische Philosoph Giorgio Agamben die „hektischen, irrationalen und völlig unbegründeten Notstandsmaßnahmen, die wegen einer mutmaßlichen Epidemie des Coronavirus ergriffen wurden“, gänzlich abgelehnt und die Frage aufgeworfen: 

Warum tun die Medien und Behörden alles, um ein Klima der Panik zu schaffen und damit einen echten Ausnahmezustand herbeizuführen – mit schweren Beeinträchtigungen der Bewegungsfreiheit und einer Aussetzung des Alltagslebens und der Arbeitsaktivitäten ganzer Regionen?

Der sich ignorant und naiv, aber verantwortungsvoll  gebende französische Intellektuelle Alain Finkielkraut antwortete mit Regierungspropaganda und demonstrierte prototypisch, wie feinsinnige Liberale, Konservative und Linke vor und nach ihm Kritiker des Corona-Wahns mundtot machen würden. „[Agamben] schreibt das in einer Zeit, in der die italienischen Zeitungen täglich zehn bis zwölf Seiten Todesanzeigen publizieren.“ (Hier und im Folgenden zit. n. FAZ, 1.4.) Man hätte „den Politikern dankbar zu sein, dass sie die Gesundheit aller wichtiger nehmen als das Geld: ,Sie haben die Prioritäten richtig gesetzt. Sie wollen die Schwächsten und die Verwundbarsten retten.’“ Als stünde mit Corona der Faschismus vor der Tür, verwandelte Finkielkraut Allgemeinplätze, die niemand bestreitet, in kitschigen Humanismus: „Das Leben eines Greises ist so viel wert wie jenes eines Menschen im Vollbesitz seiner Kräfte […]. Solange wir dieses Prinzip hochhalten, hat der zeitgenössische Nihilismus nicht endgültig triumphiert, und wir bleiben eine Zivilisation.“ Entsprechend pathetisch rechtfertigte er auch die Schließung von Schulen: „Kinder mögen ungefährdet sein, aber sie übertragen die Krankheit.“ Er hätte auch schreiben können: ‚Das Leben mag manchen Freude bereiten, aber man muss erstmal Vorsicht walten lassen.‘ 

Denn so deutlich wie das Strategiepapier des BMI für den internen Dienstgebrauch muss man ja nicht werden: ">Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden<: Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann."

Vom Kappenfest zum Maskenball


Deutschland während einer milden Grippewelle im Frühjahr 2020
Italien! Spanien! Frankreich! England! New York! – Nach und nach haben um einen herum immer mehr Menschen den Verstand verloren. Aus purer Lust, denn irgendeinen Anlass in der Realität sucht man vergebens. Man fühlte sich wie Behringer in Ionescos Die Nashörner. Die Zeit der Corona-Genießer war gekommen. Analcharaktere, Waschzwangneurotiker und Berührungsphobiker bekamen Oberwasser. Den Leuten wuchsen keine Hörner, aber eine wachsende Zahl trug Masken, lange bevor man es musste. Die Verpanzerten agierten als Sensibelchen. Hier nichts als Hypochonder und da Menschen, die meinten, dass sie mit professioneller Stubenhockerei und bravem In-die-Armbeuge-husten einen Beitrag zur Rettung des Lebens alter und kranker Menschen leisteten – Bestrafungsfantasien gegen jene „Mörder“ oder „Totschläger“, die nicht mittun wollten, inklusive.

Live und in Farbe wurde – anders als bei der Grippe oder überhaupt jemals zuvor – jede Infektion in Echtzeit mitgezählt und sensationslüstern und mit wohligem Schauer jeder mit Corona infizierte Tote registriert, ohne zwischen einem Sterben mit und einem an Corona unterscheiden zu wollen. In Deutschland und Österreich, wo es nicht mal eine wahrnehmbare erste Welle gab, feiert man als Bedingung der „Lockerung“ einen Maskenball, um keine zweite zu provozieren. Und noch immer merken die Befürworter nicht, wie lächerlich sie sich machen, ja, dass ihr Verhalten jedem Begriff von Humanität und Vernunft spottet. Zum Fremdschämen: Sebastian Kurz mit Maske im Parlament. Der Mensch ist dem Menschen ein Virus.

Was bedeutet „Übersterblichkeit“?





Von Anfang an war jedem Denkenden klar, dass die Corona-Grippe für die Bevölkerung ungefährlicher sein würde als eine Influenza-Grippe. Der inzwischen als Heinsberg-Erforscher bekannte Facharzt für Virologie und Infektionsepidemiologie Hendrik Streeck sagte am 16. März in der FAZ: „Natürlich werden noch Menschen sterben, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Es könnte durchaus sein, dass wir im Jahr 2020 zusammengerechnet nicht mehr Todesfälle haben werden als in jedem anderen Jahr.“ Während in Sachen Corona also mit Streeck keine (oder eine nur sehr geringe) Übersterblichkeit zu erwarten gewesen war, sind laut Robert Koch Institut im Zuge schwerer Influenza-Wellen (im Zeitalter der Globalisierung stets pandemisch) immer wieder 15.000 bis 30.000 Übersterblichkeitstote in Deutschland zu beklagen; zuletzt (2017/18) waren es 25.100 (vgl. Tagesschau vom 30.09.2019).

Die Bedrohung bzw. Mortalität eines Virus, einer Epidemie, bemisst sich – das ist wissenschaftlicher Standard – nie an der absoluten Zahl Gestorbener mit Infektionsnachweis. Da jeden Tag tausende Menschen geboren werden und sterben, geht es in der konventionellen gesundheitspolitischen Beurteilung und Bekämpfung von Seuchen darum, ob und wie viele Menschen während einer etwa drei- bis viermonatigen Epidemie mehr gestorben sind, als es statistisch ohne Epidemie zu erwarten war. Menschen, die alters- und krankheitsbedingt im fraglichen Jahr statistisch ohnehin gestorben wären, sind aus den 15.000 bis 30.000 „influenza-assoziiert“ Gestorbenen bereits herausgerechnet. Das ist die Größenordnung der im Zuge einer Grippe-Epidemie normalen Übersterblichkeit, die konventionell keinen besonderen gesundheits- oder bevölkerungspolitischen Handlungsbedarf anzeigt, geschweige denn: Notstand begründet.

Das Profil der „Corona-Toten“



Man musste denn auch kein Experte sein, um 1 und 1 zusammenzurechnen. Hat man erst mal begriffen, was es mit dem – gesundheits- wie bevölkerungspolitisch – einzig relevanten Kriterium zur Beurteilung eines Bedrohungspotentials – der Übersterblichkeit – auf sich hat (dazu hätte eine halbstündige Wikipedia-Recherche genügt), ging es nur noch darum, in der Gegenwart eine halbwegs realistische Vorstellung von dem zu gewinnen, was sich genau und verlässlich erst nach Ablauf der Epidemie (bzw. des Jahres) berechnen lässt. Evidenzbasierte Anhaltspunkte dafür waren schon früh vorhandene empirische Studien zum Infektionsgeschehen und zu den im Zusammenhang mit Corona Gestorbenen, die bis zur ersten Märzwoche aus China, zu dem Kreuzfahrtschiff ‚Diamond Princess‘ und aus Italien vorlagen, deren Ergebnisse sich im Wesentlichen in der Folge immer wieder und überall bestätigen sollten und eigentlich Anlass zur Entwarnung gaben.

Bereits aus chinesischen Untersuchungen zur Metropole Shenzhen folgte, dass 91 Prozent der positiv Getesteten nur milde bis moderate Grippe-Symptome zeigten; mehr als die Hälfte der Infizierten der über 70 und über 80jährigen auf der DiamondPrincessentwickelte überhaupt keine Symptome. In Italien waren (nach offiziellen Daten vom 4. März, 17. März und 20. März) verschwindend wenige der mit Corona-Infektion Gestorbenen (laut Patientenakten) nicht vorerkrankt. 85 Prozent der Gestorbenen waren über 70 und hatten gleichzeitig mindestens zwei Grunderkrankungen – und zwar solche, die, wie die Pneumonie (ob bakterien- oder virenbedingt, ob ambulant oder im Krankenhaus erworben) selber, nach der „Gesundheitsberichterstattung des Bundes – gemeinsam getragen von RKI und Destatis“ zu den 15 häufigsten Todesursachen in Deutschland gehören.

Demnach wuchs – wie bei der Influenza-Grippe – für die höchstens 5%ige Bevölkerungsminderheit der überhaupt abstrakt Bedrohten die konkrete Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs, gar mit Todesfolge, je mehr beim Einzelnen (bei Infektion) ein sehr hohes Lebensalter und mehrere chronische und schwere Vorerkrankungen zusammenkamen. Im Unterschied zu Influenza aber schien Corona für Kinder, halbwegs gesunde Jugendliche und Alte völlig ungefährlich zu sein. Der Rechtsmediziner Klaus Püschel, der gegen die anderslautende Empfehlung des RKI Gestorbene obduzierte, bestätigte das Offensichtliche später noch einmal für sämtliche Hamburger „Corona-Toten“: Das „Virus sei in diesen Fällen nur der letzte Tropfen gewesen.“ (Vgl. hier) Von absoluten Einzelfällen abgesehen, wurde also nicht an, sondern entweder bloß mit oder allenfalls (als letzten Impulsgeber) durch Corona gestorben. 

Anders ausgedrückt: Täglich sterben in Deutschland rund 2000 ü65jährige, über die Hälfte davon todesursächlich an mindestens einem der 15 häufigsten Sterbegründe. Diejenigen unter diesen Gestorbenen, die positiv auf Corona gestestet wurden, als Epidemie-Tote auszugeben, ist Propaganda, die mit einer Empathie mit Sterbenden überhaupt nichts zu tun hat. Wer dagegen, wie es vielfach zu hören war, behauptet: 'Das Virus ist gefährlich und keine Grippe, tötet bis zu 1 Prozent der Menschen, macht etliche weitere schwer krank und ob die, die daran sterben, alt sind oder Vorerkrankungen haben, ändert nichts an der Tatsache, dass sie Menschen sind, die leben wollen', verdrängt die Tatsachen, um sich in selbstgerechtem Moralismus zu suhlen und regierungskonform die Panik, den Notstand und die Bevormundung von Alten zu rechtfertigen. 

Übrigens: Auch wenn nicht darüber berichtet wurde: Selbst in Alters- und Pflegeheimen haben von den positiv Getesteten stets weit mehr Menschen überlebt als verstorben sind, soweit es überhaupt zu ernsthaften Erkrankungen gekommen ist.




Natürliche Grenzen der Lebensrettung


Ein Virus, das von Beginn an und überall, soweit es an Sterbegeschehen beteiligt ist, auch nach jüngsten RKI-Daten Menschen betrifft, die im Durchschnitt älter geworden sind als die durchschnittliche Lebenserwartung und von mindestens einer schwerwiegenden Vorerkrankung gezeichnet waren, ist keine Bedrohung der Bevölkerung oder Allgemeinheit, kein Killervirus. Im Abstrakten, Statistischen fehlt ihm das Potential, eine signifikante, geschweige denn: dramatische Übersterblichkeit zu verursachen. Im Konkreten, Individuellen sind der ärztlichen oder gar politischen „Lebensrettung“ damit auch „natürliche“ Grenzen gesetzt: kein Impfstoff, kein (All-)Heilmittel, keine Herdenimmunität, keine Intensivtechnik, kein Kontaktverbot, keine Fixierung auf Corona verhindert, dass jeden Tag sehr viele alte und kranke Menschen sterben.

Geht es den überzeugten Maskenträgern und Abstandswahrern aus der Bevölkerungsmehrheit um reinen Selbstschutz, ist ihr Verhalten angesichts der realen Gefährdungslage einfach nur lächerlich. Rührt die Begeisterung für Lockdown und social distancing aus der Vorstellung, dem Überleben der Alten und Schwachen Opfer darzubringen, handelt es sich um einen blinden Amoklauf gegen die Sterblichkeit. Denn wie so häufig ist gut gemeint nicht gut gemacht: Für einen halbwegs schönen Lebensabend, ein erträgliches – wenn es denn schon sein muss – Sterben benötigen gerade die am Lebensende an Krankheit Leidenden (die auch mal sehr jung sein können) die sozialen Kontakte, um die sie von ihren Rettern betrogen werden.

Corona vs. Influenza


Basierend auf empirisch validierten, wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde das Bedrohungspotential Coronas in den Artikeln international renommierter humanmedizinischer Fachzeitschriften (z.B. The New England Journal of Medicine  und Journal of Travel Medicine der Oxford-Akademie) – ja selbst am 24. Februar noch vom RKI (siehe hier) – zurecht als grippeähnlich eingestuft. In diesem Sinne protestierten auch chinesische Forscher, als die WHO das angeblich „neue Corona-Virus“ in „Sars2“ (und damit das bis dahin bekannte Sars in Sars1) umbenannte (vgl.: hier und hier). Was aufgrund der molekularbiologischen Ähnlichkeit beider Erreger legitim und für Virologen und Tiermediziner bei der Entwicklung von Impfstoffen und Tests relevant sein mag, war humanmedizinisch und infektionsepidemiologisch irreführend und (nicht nur für Chinesen) unnötig panikmachend.

Denn Sars2 ist (wie Influenza) viel infektiöser und gerade darum wesentlich ungefährlicher als Sars1; es repliziert im oberen Rachenbereich und geht deshalb selten auf die Lunge. Weder in der Symptomatik (Husten, Schnupfen, Fieber) noch in der Möglichkeit, bei schwerem Verlauf in eine virenbedingte Pneumonie zu münden, bei bereits vorliegenden Atemwegserkrankungen eskalierend zu wirken oder beim Hinzutreten zu für sich schon tödlichen Vorerkrankungen den letzten todbringenden Impuls zu geben, unterschied sich die vom Corona-Virus ausgelöste Krankheit von der bekannten Grippe, weshalb man sie im Unterschied zur Influenza-Grippe einfach Corona-Grippe hätte nennen können, oder in Tradition der Vogel- und Schweinegrippe auch Wildtiergrippe. Aber das hätte nicht so neu, unvertraut und daher unheimlich geklungen wie „Covid-19“. 

Maßnahmen ohne jeden Sinn


Eine totale gesellschaftliche Mobilmachung zur „Lebensrettung“ im Kontext Coronas musste – das ist die Farce – ins Leere laufen. Nicht weil die Notstandsregierungen auf Maßnahmen zurückgriffen, deren Wirksamkeit zur Eindämmung von Epidemien laut WHO vom Oktober 2019 im Vorfeld nicht validiert war, und die sich auch im Nachhinein als entsprechend wirkungslos erwiesen, insofern die Corona-Welle in Deutschland und überall den amtlichen Zahlen nach vorher schon am Abflauen war (was auch Hausärzte bestätigen). Auch nicht, weil kein konsistenter Zusammenhang zwischen Zeitpunkt und Härte der Maßnahmen hier und der jeweiligen Höhe des Sterblichkeitspeaks überall in der 14./15. Kalenderwoche da herstellbar ist – sondern, weil es in der Breite, zugespitzt gesagt, kaum Leben zu retten gab. Mangelnder Impfstoff bzw. angeblich fehlende Herdenimmunität hin oder her:

Das Leben der überwältigenden Bevölkerungsmehrheit inklusive der Alten war durch Corona nicht im Geringsten bedroht.

Die Zugehörigen der Hauptrisikogruppe für einen tödlichen Corona-Verlauf befinden sich, ob zuhause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus, bereits im mittelbaren Sterbeprozess bzw. liegen unmittelbar im Sterben, was nicht heißt, dass ihr Schicksal egal wäre, oder sie keinen besonderen Schutz vor einer Infektion verdient hätten, aber darauf hindeutet, dass es nicht Aufgabe von Politik und Medizin ist, den Notstand auszurufen, um den Tod abzuschaffen; darum an die Stelle von klassischer Heilung und Lebensrettung Aufgaben (beispielsweise palliative) treten, die andere und spezifische Verhältnismäßigkeiten und Güterabwägungen implizieren.

Die verbleibenden vergleichsweise wenigen Fälle schwerer Krankheitsverläufe, denen mit intensivmedizinischer Behandlung (teilweise inkl. Beatmung) abzuhelfen ist, diese Form der Lebensrettung monatelang gesamtgesellschaftlich und vom Gesundheitswesen her gegenüber allen anderen Lebensgefahren und Erkrankungen (Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle etc.) zu priorisieren, das war unverhältnismäßig, weder medizinisch noch moralisch indiziert.

Eine vergleichsweise ungefährliche Epidemie


Was von Corona zu erwarten war – und von Kritikern des Wahns seit Mitte März prognostiziert wurde – ist eingetreten. In den meisten westeuropäischen Staaten (u.a. Deutschland und Österreich) hat es in der Corona-Zeit wochenlang konstant keine Übersterblichkeit gegeben und werden auch am Ende - wenn überhaupt - nicht mehr Übersterblichkeitstote zu verzeichnen sein als im Zusammenhang einer milderen Grippewelle (siehe: hier), was auch für die USA gelten wird (hier). 




In den wenigen sogenannten Hotspots der westlichen „Problemländer“, für die seit März 2020 durchaus Wochen einer sehr hohen Übersterblichkeit zu registrieren waren (absteigend New York, UK, Spanien und Belgien; Niederlande, Frankreich und Italien), die in Hinblick auf die letzten Jahre tatsächlich heraussticht, ist eine unmittelbar folgende Phase hoher Untersterblichkeit nicht unwahrscheinlich, was genauso ungewöhnlich wäre. (Auf den Seiten des von der WHO seit 2016 unterstützten Projekts zur Überwachung der europäischen Sterblichkeit wird sich diese Entwicklung weiterverfolgen lassen. Für die USA siehe hier). Eine solche Untersterblichkeit reduziert und relativiert die Übersterblichkeit für die Gesamtdauer der Epidemie auch dort und bedeutet, dass sehr viele Menschen, mehr oder weniger vermeidbar, corona-bedingt und/oder als direkte wie indirekte Wirkung der panischen Seuchenbekämpfung selber (s.u.), drei bis vier Wochen früher gestorben sind, als es statistisch zu erwarten war.



Es wird am Ende des Jahres unterm Strich also nirgends eine signifikant-dramatische Übersterblichkeit gegeben haben, die man dem Wüten eines Virus zwischen Februar und Juni anlasten könnte und Corona als "größte Herausforderung seit Jahrzehnten" bestätigen würde. Das seit Jahrzehnten Außergewöhnliche war allein die staatliche und gesellschaftliche Reaktion, dass bürgerliche Regierungen aus nichtigem Anlass den Ausnahmezustand herbeiführten und wie leicht und widerstandslos sich das vollzog. Kaum wurde von oben der Stillstand verordnet, begaben sich einstige Kritiker fügsam in den Dornröschenschlaf. Nur noch sehr vereinzelt wurde Ende März die Zeitenwende als solche reflektiert.

Evidenzbasiert drohte 2020 als Worst Case allenfalls eine (vielleicht besonders) schwere Grippewelle. Damit hätten  Staat und Gesellschaft an die klassischen Maßnahmen zur Grippebekämpfung anknüpfen können, mit Appellen, den Erkältungsknigge diesmal etwas ernster zu nehmen als sonst, samt der ausdrücklichen Anweisung an Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Krankschreibungen wegen Erkältungssymptomen nicht als Blaumachen zu deuten. Zugehörigen von Risikogruppen, die jenseits staatlicher oder semistaatlicher Obhut selbständig leben, war von ihren Ärzten schon immer aufgegeben, zu Menschen, die husten und niesen, einen Sicherheitsabstand zu wahren. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen hätte man mit ausreichend Hygiene-Materialien ausstatten können, das Personal wäre bei Verdacht auf Corona oder Influenza freizustellen und (im Fall zuvor geleisteter Aufstockung der Personaldecke) zu ersetzen gewesen. Angehörige hätten bei Erkältungssymptomen auf Besuche verzichten oder die Hygiene-Regeln im Einvernehmen mit dem zu Schützenden besonders sorgfältig beachten können. Damit wären in Bezug auf die zu erwartende allenfalls geringe corona-assoziierte Übersterblichkeit wahrscheinlich keine messbar schlechteren oder besseren Ergebnisse erzielt worden als dank der panikvermittelten und panikerzeugenden Notstandsmaßnahmen. Deren negative Begleiterscheinungen oder „Kollateralschäden“ im wirklichen Lebens- und Sterbensalltag aber – und das ist die tragische Dimension – wären allen, den Ungefährdeten wie den Gefährdeten, erspart geblieben. Die (unvollständige) Liste ist lang.

Suspendierung von Bürgerrechten und materielle Existenzgefährdung


Über mehrere Monate wurden der ungefährdeten Bevölkerung elementare Bürgerrechte entzogen und Zwänge auferlegt. Alltagspraktisch besonders leidtragend waren hier Kinder und ihre berufstätigen Eltern. Die psychosomatischen Folgeschäden der Ausgangssperre, spezifisch neuen Mehrfachbelastung, sozialen Isolation und politisch wie medial erzeugten Realangst harren einer auch gesundheitspolitischen Auswertung.

Zahllose größere und kleinere Betriebe wurden in ihrer ökonomischen Existenz erheblich gefährdet oder unwiederbringlich zerstört mit der Folge von Jobverlusten. Die Schädigung der Volkswirtschaft wurde ebenso in Kauf genommen wie die der Existenzgrundlagen vieler Berufstätiger. Die Erfahrung, wie plötzlich und willkürlich die Rahmenbedingungen der Geschäftsgrundlage außer Kraft gesetzt werden können, dürfte den „Unternehmergeist“ und das Vertrauen in Gesetze sowie stabile Planungsvoraussetzungen auch langfristig beschädigt haben.

Man vergesse nicht, welch Autoritarismus, welche Art von Meldungen das Gesicht der Republik wegen einer Grippewelle prägten und Schlagzeilen machten: „Regierender Bürgermeister Müller droht Berlin mit Ausgangssperre“ (18. März 2020), „Das RKI warnt die Bürger vor einer falschen Sicherheit durch das Tragen von Schutzmasken.“ (03. April 2020), „Sachsen will Quarantäne-Verweigerer in Psychiatrien sperren“ (10. April) etc.

All das – hieß es immer wieder – sei zum notwendigen Schutz einer Risikogruppe, mit deren Zugehörigen eine menschenfreundliche Gesellschaft solidarisch zu sein hätte, alternativlos. An dieser Stelle herrschten freilich nur noch Verlogenheit und Realitätsblindheit.

„The rise of non-Covid deaths“


Als man beispielsweise in England feststellen musste, dass sich dort auch Todesfälle häuften, die keine medizinische Verbindung zu Covid-19 aufwiesen, kam der Verdacht auf, dass dies etwas mit den für Corona-Patienten freigehaltenen und infolge ungenutzten Krankenhausbetten ungewöhnlich hoher Anzahl zu tun haben könnte (vgl. The Spectator). Auch in Deutschland wurde als Gefährdung anderer Kranker und Alter problematisiert, dass OPs verschoben wurden, um Platz für erwartete Corona-Patienten zu schaffen, und dass erkrankte Menschen sich generell aus Angst vor Corona oder wegen der Ausgangssperre trotz Notwendigkeit nicht ins Krankenhaus begeben hätten. Hierzulande in Summe: 2,5 Millionen in den Corona-Monaten nicht durchgeführte Operationen, Weiterbehandlungen, Früherkennung oder Pflegeeinschränkungen.

Behandlungsfehler beim Intubieren und Medikamentieren


Was die schweren Krankheitsverläufe im Kontext von Covid-19 selbst betrifft, hatten bereits Studien aus China nahegelegt, dass 97% der intubierten Patienten gestorben waren. Erst in Italien, dann aufs Neue nochmal in New York wurde unter der Ärzteschaft problematisiert, dass vorschnelles Intubieren, statt zunächst nur Sauerstoff zuzuführen, zu (womöglich massenhaft) vermeidbaren frühzeitigen Toden geführt hat (hier und hier). In Deutschland wurden Stimmen laut, die betonten, dass darüber hinaus in vielen Fällen eine palliativmedizinische Betreuung menschenfreundlicher gewesen wäre, was die Frage aufwarf, in welchem Umfang bei der intensivmedizinischen Intubation der Wille der Betroffenen bzw. Patientenverfügungen „im Eifer des Gefechts“ ignoriert oder missachtet wurden, weshalb die politische Konzentration auf verfügbare Intensivbetten und Beatmungsgeräte von Anfang an eine humanmedizinisch nicht indizierte thematische Verengung war (hier), was auch für die mit Angslust beschworene Triage gilt.

Vermeidbare und frühzeitige Tode durch Behandlungsfehler kommen vor, wobei Panik und Übereifer (auch etwa beim Ausprobieren von Medikamenten) nicht dazu führen, ihre Anzahl gering zu halten. Beispielsweise gibt es bei der traditionellen Grippe – die jährlichen Influenza-Toten bezeugen es – auch kein Allheilmittel, ohne dass eine Grippe-Diagnose im Unterschied zum positiven Corona-Test deshalb dazu geführt hätte, am Patienten, gar prophylaktisch bei ersten Symptomen, Ebola-, HIV- und Malariamedikamente zu testen.  Erst seit Ende April zum Beispiel mehren sich Warnungen davor, Hydroxychloroquin Corona-Patienten insbesondere mit G6PD-Mangel zu verabreichen, weil dies zum Tod führen könne und unter Umständen schon vielfach geführt hat (hier und hier).

Rückgang der Pflegeintensität


Seit Mai wird medial darauf eingegangen, dass Rechtsmediziner Püschel bei 60 Prozent der obduzierten „Corona-Toten“ Lungenembolien vorgefunden hat, die bei einem Drittel direkt zum Tode geführt hätten (hier). Die allgemeine Schlussfolgerung, Corona könne auch zu Lungenembolien führen, und die berechtigte Freude über die für solche Fälle dann bekannten Therapie- und Vorbeugemöglichkeiten – Bewegung, Thrombosestrümpfe, blutverdünnende Arzneien statt Malariamittel, Sauerstoffzufuhr bei Atemnot statt Intubation etc. –, übergehen das doppelt Skandalöse. Zum einen, dass einige Corona-Patienten vielerorts schon früher hätten adäquater behandelt werden können, wenn man infizierte Tote obduziert und nicht – wie auch vom RKI anfangs empfohlen und weltweit praktiziert – so schnell wie möglich verbrannt hätte. Zum anderen die Frage, inwieweit Ausgangssperre, Kontaktverbot und durch Panik verstärkter Pflegenotstand geradezu kontraproduktiv wirkten, wäre es doch darum gegangen, alte Menschen in Bewegung zu halten und regelmäßig Thrombosestrümpfe zu wechseln. Es ist jedenfalls noch nicht ausgemacht, ob eher bzw. zu welchen Anteilen das Coronavirus oder die Folgen seiner Bekämpfung zu einem Anstieg von Lungenembolien geführt haben. Zumindest beweist die parallele Existenz von Infektion und Lungenembolie bei Gestorbenen allein noch keinen unmittelbaren Kausalzusammenhang.

Für Kanada, Italien und Spanien wurde von Pflegeheimen berichtet, deren Insassen dehydriert und (fast) verhungert waren, nachdem sie in Folge eines aus Panik vor Corona flüchtenden Personals tagelang sich selbst überlassen blieben (z.B. hier). Das mögen nur die vereinzelten Extrembeispiele einer allerdings systematischen Schlechterbehandlung von Pflegebedürftigen während der Corona-Zeit sein, deren Betreuung auch vor Corona schon u.a. aus Personalmangel nicht gerade so war, wie man sie sich für sich selbst wünschen würde. Ob bulgarische Pfleger in Italien aufgrund der Grenzschließungen nicht mehr zurückkonnten bzw. aus Angst vor Corona nicht mehr wollten oder ob Pflegepersonal in Deutschland krankgeschrieben wurde, ohne für Ersatz zu sorgen: Hier wie dort mussten Insassen – gegen jeden Vorbeuge von Thrombosen und Lungenembolien – sediert und bettlägerig gehalten werden, weil ihre Bewegungsfreiheit vom unterbesetzten Personal anders kaum zu reglementieren war. Vor Corona haben Angehörige das Personal bei der Pflege unterstützt und/oder zumindest geglaubt, durch regelmäßige „Kontrollbesuche“ die gute Behandlung der Verwandten sicherzustellen. Mit den Besuchsverboten im Zeichen von Corona war auch das nicht mehr möglich.

Sterben ohne Menschenrechte


In diesem Zusammenhang sollte man sich einmal vergegenwärtigen, dass die Bürgerrechte für viele Menschen nicht vorübergehend, sondern für den Rest ihres Lebens außer Kraft gesetzt wurden. In Deutschland sterben vor und unabhängig von Corona etwa 900 Menschen jeden Tag in Pflegeheimen, indem sie ihren Krankheiten erliegen. Während einer Kontaktsperre von sechs Wochen sind damit 37.800 Menschen gestorben, ohne in den letzten Tagen oder Wochen ihres Lebens das Recht und die Möglichkeit gehabt zu haben, ihre Angehörigen zu sehen. Die letzten Tage oder Wochen des Lebens gab es für sie nicht einmal mehr die kärglichen und rudimentären Reste von Sozialität und Geselligkeit wie gemeinsame Mahlzeiten, Spieleabende oder ähnliche Veranstaltungen. Kurzum: Der Staat und seine Claqueure haben den vorgeblich zu schützenden und zu rettenden Alten und Kranken, den „Schwächsten und Verwundbarsten“, unter massiver Menschenrechtsverletzung die letzten Lebenstage und auch noch das Sterben versaut.

Was in den Corona-Maßnahmen zur „Altenrettung“ der Tendenz nach für alle angelegt war, ist mit der brutalen Rücksichtslosigkeit, wie sie moralischen Überlegenheitsgefühlen häufig entspringt, gerade beim Objekt der Fürsorge zu sich selbst gekommen:

… dass sich ihr Leben auf eine rein biologische Funktion reduziert hat und nicht nur jeder sozialen oder politischen, sondern auch menschlichen oder affektiven Dimension verlustig gegangen ist. (Agamben)

Sonderbehandlung der Schutzbefohlenen


Wer an einer (bzw. meistens komorbid) der Top15 der häufigsten Todesursachen in Europa und USA gestorben ist und bei dem zugleich Drostens Corona-Test positiv ausschlug, wurde als "Corona-Toter" gezählt. Unter anderem das hatte Anteil an einer Panikmache mit drei Konsequenzen, die gerade in den Hotspots mit Übersterblichkeitsphase zusammengekommen sein dürften: 1. Wer ungefährdet aber desinformiert mit Grippesymptomen Notaufnahmen aufsuchte, statt sich zu Hause auszukurieren, hat unwillentlich dazu beigetragen, Krankenhäuser zu Infektionsherden mit entsprechenden Sterblichkeitsraten zu machen. 2. Wer Grippesymptome aufwies und bei dem sich ein schwerer Krankheitsverlauf abzeichnete, gar Momente der Atemnot, dem drohten bei positivem Corona-Befund eine nachlässige Behandlung von Krankenschwestern, die aus Angst vor Ansteckung Patientenzimmer so selten wie möglich betraten, und das Schicksal eines Versuchskaninchens für hektische Hightech-Intubationen und riskante Medikamententests seitens übermotivierter Ärzte, die zu verfrühten Toden führen konnten. 3. Wer in Corona-Zeiten unter lebensgefährlichen Krankheiten litt, die in keinem Zusammenhang mit Corona standen, wurde von der Politik oder hat sich selbst (u.a. aus Angst) hintangestellt, was auch für jede Form klassischer Vorsorge galt, und umso dramatischer gewesen sein dürfte, je schlechter das jeweilige Gesundheitssystem (u.a. Intensivbetten pro Einwohner) vergleichsweise aufgestellt war. 

In der Sprache moralinsaurer Empörung wird sich jedes nationale und lokale Krisenmanagement zu fragen haben, in welchem Umfang es sich mit besten Absichten der massenhaften fahrlässigen Tötung Alter, Kranker und Schwacher schuldig gemacht hat. Während es bevölkerungspolitisch und statistisch betrachtet keinen außergewöhnlichen Handlungsbedarf gegeben hat, haben die dennoch ergriffenen Maßnahmen auf der Ebene des Konkreten und Individuellen eine Potenzierung statt Minimierung des Leidens bewirkt.

Manches davon konnte man spätestens Ende März schon wissen und vieles wenigstens ahnen - andernfalls hätte ich am 29. März via Facebook wohl kaum mit dem Kommentar: "Der kindische Amoklauf selbsternannter Lebensretter gegen das Sterben alter und kranker Menschen im Zuge einer Grippe-Welle wird noch über einige Leichen gehen" auf einen Text vom 27.03. verlinkt, der folgende Überlegungen anstellte: 

Die unverhältnismäßige Dramatisierung eines Virus verschlechtert die Behandlung derjenigen, um deren Schutz es angeblich geht, unnötig und kann die beabsichtigte Lebensrettung gerade auch unterlaufen. Deshalb ist die vorsichtige Nachfrage, wer von der Sonderbehandlung corona-infizierter gegenüber influenza-infizierten Menschen sowohl im Großen als auch im individuellen Kleinen eigentlich profitieren soll, nicht von der Hand zu weisen, auch wenn kaum einer wagt, sie zu stellen: angesichts von Bildern, die Leichensäcke, Panzer und Krematorien zeigen, die zwecks Betroffenheitskitsch und Panikmache sensationslüstern verbreitet wurden, obwohl allein und gerade Diskretion angesagt und empathisch gewesen wäre. Jedenfalls hat sich seit und infolge von „Italienbildern“ und Merkel’scher Eskalationen „sozialer Distanzierungen“ (17. März) die Lebensqualität von Alten und Kranken in deutschen Krankenhäusern und Alters- wie Pflegeheimen nicht verbessert, ist das Sterben an Krankheit im Allgemeinen nicht weniger schlimm geworden, wurde die Lebensqualität und statistische Überlebenswahrscheinlichkeit für Zugehörige der Corona-Risikogruppe auch außerhalb öffentlicher und semistaatlicher Obhut keinen Deut gesteigert. Eher im Gegenteil. (http://www.magazinredaktion.tk/corona4.php)

Ehemalige politische Weggefährten empfanden diese Passagen als "widerlich" - nicht aber die gesellschaftliche Realität, auf die sie anspielten, von der nur wenige etwas wissen wollten, weil das den Corona-Genuss verdorben hätte. 


Notstand ohne Begründung


Bei aller Berechtigung der immanenten Kritik an den Argumenten und Zahlenspielen der Regierung zu steigenden oder sinkenden Infektionsraten, zu Dunkelziffern und ihren Konsequenzen für die Letalität, der kritischen Überprüfung der Wirkung von Maßnahmen hinsichtlich der gesetzten Zwecke, sollte eines nicht vergessen werden: Allein der Zweck, Leben retten zu wollen bzw. die mögliche Übersterblichkeit einer Grippewelle zu senken, legitimiert selbst bei geeigneten, zielgenauen Maßnahmen von Vornherein nicht die Außerkraftsetzung von Bürgerrechten. Nach der Logik könnte man mittels einer ad hoc durchgesetzten Ausweisung aller männlichen Muslime die Ehrenmordrate senken und damit Leben retten oder zur Vermeidung von Verkehrstoten Schritttempo auf Autobahnen und in der Stadt erzwingen. Die legitime Ausrufung des Notstands setzt eine reale, tatsächlich drohende Gefährdung der Bevölkerung einigen Ausmaßes inklusive Zeitdruck voraus und eine beständige Überprüfung der Verhältnismäßigkeit der befristeten Abwehrmaßnahmen.

Zu keinem Zeitpunkt aber konnte sich der ausgerufene Notstand auf empirisch validierte Erkenntnisse und seriöse Prognosen einer Bevölkerungsbedrohung stützen. Dass womöglich eine „italienische Überforderung des Gesundheitssystems“ – die schon bei vorangegangenen Grippewellen hier und da zu beobachten war – in Deutschland anstehe, ja dass Corona gar ein Killervirus sei mit der Potenz, 300 Tausend bis 1,2 Millionen Menschen allein in Deutschland zu töten, das widersprach explizit aller seriösen Forschung, allem über Corona bereits Anfang März positiv Bekannten, und zeichnete sich auch in der Realität Deutschlands Mitte März nirgends überprüfbar ab.

Überwindung der Wissenschaft


Siehe zu diesem Dokument die FAZ vom 2.4.20
Das Schreckensszenario ergab sich allein aus pseudowissenschaftlichen Verfahren, die abzunicken seit der Klimapolitik üblich geworden ist. Aus der unbestreitbaren Tatsache, noch nicht (oder niemals) alles absolut und exakt zu wissen – die genauen Zahlenbeträge der relevanten und bekannten Relationen und Größenordnungen nicht aufs Komma genau bestimmen zu können –, wird kurzgeschlossen, dass abstrakt betrachtet schier alles möglich sei. Das erlaubt es, Modelle mit „unbekannten“ Parametern zu stricken, für die Variablen willkürlich die unterschiedlichsten Zahlenwerte einzutragen, und das Modell dann für die verschiedensten Kombinationen von Eventualitäten durchlaufen zu lassen. Diese „Modulation von Szenarien“ am Reißbrett spuckt immer einen apokalyptischen Worstcase aus und soll es als legitim erscheinen lassen, sich sicherheits- und vorsichtshalber einfach erst mal so zu verhalten, als nahe die rein fiktive Apokalypse tatsächlich (siehe das Horrorszenario der durchgestochenen Studie für den internen Dienstgebrauch des Innenministeriums und die Szenarien-Modulation des RKI vom 20. März).  

„Corona-Studie: Heftige Einschränkungen oder Millionen-Tote“ titelte die Berliner Morgenpost vom 19.03.2020 – Untertitel: „Wer Hunderttausende Tote vermeiden will, kommt um drastische Corona-Maßnahmen nicht herum, sagen Forscher. Und zwar auf lange Zeit.“ „Forscher“ und Urheber der „Szenarien-Modulation“, die bei zu soften und zu kurz andauernden Maßnahmen Großbritannien 250.000 und den USA 1,2 Millionen Tote prophezeite, war Neil Ferguson, britischer Hof-Epidemiologe und Professor für mathematische Biologie, der das „Isolieren Infizierter und ihrer Kontaktpersonen, sowie das Unterbinden sozialer Kontakte in Schule oder Firma“ schon gegen die Vogelgrippe vorgeschlagen hatte (FAZ, 03.08.2005) und auch beim Schweinegrippenwahn entsprechend mitmischte.

Nicht, dass die beschworene Apokalypse mit einiger Wahrscheinlichkeit eintrete, sondern dass ihr Eintreten nicht mit 100%iger Exaktheit und absoluter Gewissheit ausgeschlossen werden könne, war das „Argument“, das auch von der Warnung vor einer "zweiten Welle" aufgewärmt wird. Dabei führen nicht solche „Studien“ zu Panik, sondern umgekehrt: Das Bedürfnis nach Panik etabliert diese Forschungsweise. Nichts anderes als eine diffuse und irreale Angststimmung wird das Regierungshandeln vom Anfang bis zum Ende des Corona-Spuks daher „begründet“ haben. Nichts anderes bildete auch die Grundlage der öffentlich-rechtlichen Faktenchecks, mit denen die humanmedizinische Expertise, Reputation und Integrität von Kritikern der Notstandsmaßnahmen zerstört werden sollte, um sie als fahrlässig handelnde Virus-Leugner und Spinner vorzuführen.

Mit der Coronabekämpfung hat sich die Sehnsucht nach dem Ausnahmezustand praktisch erfüllt. Ihren Glauben, durch beherztes Durchgreifen des Staates und das eigene selbstdisziplinierende Alltagsverhalten hunderttausende oder millionen Tote geradeso noch abgewendet zu haben, werden sich die Altenretter auch von der Wirklichkeit nicht mehr nehmen lassen. Mit den "Fakten" und der "Logik", auf die sie sich berufen, könnte man sich von nun an jedes Jahr vorm neuesten Corona- oder Influenza-Virus monatelang verkriechen und Bürgerrechte aussetzen sowie deren Wiederherstellung hinauszögern. Das ist das Unheimliche dieses Aufmarsches der Lebensschützer.

Die Frage nach dem Warum


Staatsrechtlich legal war es zweifellos nicht, wegen einer Grippewelle den Ausnahmezustand herbeigeführt und auf Maßnahmen gesetzt zu haben, die – wie von Kritikern vorhergesagt – mehr Schaden und Leid anrichteten als das Virus. Eigentlich hätte der demokratische Staat den befristeten Angriff auf Bürgerrechte sehr gut begründen, die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit seiner Maßnahmen positiv nachweisen müssen, während er offensichtlich die Beweislast umkehrte und zugleich unmöglich machte, weil man das Nicht-Eintreten des Weltuntergangs sowenig beweisen kann wie die Nicht-Existenz Gottes. Doch woher sollte der politische Wille einer wünschenswerten juristischen Aufarbeitung dieses Verbrechens im Nachgang kommen, wo doch alle Parteien, die Mainstreammedien und große Bevölkerungsteile, insbesondere die akademische Elite, bereitwillig mitgemacht haben und weiter machen?

Auf die Warum-Frage Agambens wird es keine befriedigende Antwort geben. Noch die Verschwörungstheoretiker suchen nach einer – wenn auch versteckten – konventionellen Durchsetzung rationaler Interessen, wo doch durchgängig alles an dieser Pandemie-Bekämpfung schlichtweg irrational gewesen ist. Die Freude am Opfer – persönlicher Verzicht im Alltag und politische Preisgabe bürgerlicher Freiheitsrechte – für eine halluzinierte Welten-, Erden-, Klima- oder Menschheitsrettung zeigte sich ja schon bei der selbstzerstörerischen Energiewende, die in ihrer Kompromisslosigkeit noch deutscher Sonderweg war.

Hätten die Menschen in Deutschland reale und begründete Ängste um ihr Leben und ihre Gesundheit - phasenweise erklärte sich ja jeder dritte zum Risikopatienten -, statt Lust am Untergang, würden sie doch nicht vertrauensvoll an den Lippen eines Tierarztes (RKI-Chef Lothar Wieler) und eines Labor-Virologen (Christian Drosten) hängen, die beide keinerlei Erfahrung in der Behandlung menschlicher Patienten vorweisen können und drei Monate lang nicht eine Datenerhebung geleistet, initiiert oder veröffentlicht haben, die für die Einschätzung einer Gefährdungslage relevant ist.

Das inzwischen offenbar globalisierte lustbringende massenpsychologische Programm lautet: Selbstmord aus Angst vorm Sterben, Minimierung der Lebensrisiken durch Minimieren des Lebens, über den Nihilismus triumphieren und eine Zivilisation bleiben, indem man nihilistisch das bislang Zivilisierteste – die Bürgerlichkeit – ohne Rücksicht auf Verluste suspendiert. Bei Corona waren die entsprechenden Einschnitte nur noch radikaler, umfassender, spürbarer als das Gewohnte, und mehr Menschen, insbesondere solche, von denen es nicht zu erwarten war, haben vorauseilend und hysterisch teilgenommen. Der Westen scheint immer dekadenter und seiner selbst überdrüssig zu werden. 

Siehe auch Über den Verlust an Wirklichkeit in der "Corona-Krise". Positivistische Nachreichungen (07.06.20)