Über den Verlust an Wirklichkeit in der „Corona-Krise“. Positivistische Nachreichungen


„Die größte Gefahr der Moderne geht nicht von der Anziehungskraft nationalistischer und rassistischer Ideologien aus, sondern von dem Verlust an Wirklichkeit. Wenn der Widerstand durch Wirklichkeit fehlt, dann wird prinzipiell alles möglich.“ (Hannah Ahrendt)

1.
Vor Corona war es selbstverständlich, angemessene Ängste von krankhaften Ängsten zu unterscheiden. Eine Angststörung  lag vor, sobald es zu einem eklatanten Missverhältnis zwischen der äußeren, objektiven Lage oder Bedrohungsquelle und der inneren, subjektiven Reaktion oder Befindlichkeit kommt. Die theoretische Möglichkeit, dass einem bei einem Spaziergang ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, lässt sich nicht leugnen. Wer sich von dieser „Gefahr“ in seinen Alltagshandlungen jedoch beherrschen lässt, d.h. nicht mehr aus dem Haus geht bzw. unvermeidbare Wege in die Öffentlichkeit nur noch mit Bauhelm auf dem Kopf und permanenten vergewissernden Blick nach oben absolviert, galt als Angstpatient, weil die geringe Wahrscheinlichkeit, mit der das gefürchtete Ereignis eintritt, die zwecks Prävention ergriffenen Maßnahmen nicht rational zu rechtfertigen vermag. Und doch wird nur derjenige, der einen gewissen Leidensdruck empfindet und Hilfe sucht, sich seine Angst ausreden lassen. Bis dahin verfügt der Angstgestörte über gute Gründe für seine Furcht vor einer Bedrohung, die ihm niemand kleinzureden oder zu verharmlosen hat – schon gar nicht, wenn die Angst ihm Lust bereitet oder er den Eindruck gewinnt, dass sie von immer mehr Menschen geteilt wird, das soziale Umfeld sich in eine ihm gemäße Anstalt verwandelt.
2.
Nehmen wir als einen beliebigen Tag am Ende einer Corona-Epidemie, die in Deutschland offenbar nicht zu Ende gehen darf, den 31. Mai 2020. Laut „Lagebericht des Robert-Koch-Instituts“ (RKI) gab es, die Verstorbenen und Genesenen von der Gesamtzahl bestätigter Infektionsfälle seit dem 27. Januar abgezogen, ganze 7.782 aktiv Infizierte zu vermelden; das sind – bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 83 Mio Menschen – ca. 0,009 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, auf einen Infizierten zu treffen, sich dann auch noch selbst zu infizieren und somit erst als Ansteckungsgefahr für andere in Betracht zu kommen, darf man wohl als äußerst gering einschätzen. Dennoch geht die „Risikobewertung durch das RKI“ vom 31. Mai so: „Es handelt sich weltweit und in Deutschland um eine sehr dynamische und ernst zu nehmende Situation. Die Anzahl der neu übermittelten Fälle ist aktuell rückläufig. Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit weiterhin insgesamt als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch. Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.“


3.
Also ist man per staatlicher Verordnung Anfang Juni immer noch genötigt, im Supermarkt eine Schutz-Maske zu tragen; eine medizinisch widersinnige Pflicht, deren einziger Zweck – teils eingestandenermaßen – darin besteht, das Bewusstsein für eine unsichtbare Bedrohung – oder eben eine neue Ängstlichkeit – durch Sichtbarmachung im Einzelnen wach zu halten, die von manchen, insbesondere jungen Menschen zwischen 16 und 35, derart verinnerlicht wurde, dass sie die Maskierung über jede verordnete Pflicht hinaus auch auf offener Straße, auf dem Fahrrad, im Auto praktizieren. Mit hohen Zustimmungswerten unter der Bevölkerung hat die Regierung die Gesellschaft erfolgreich in ein Kollektiv von mehrheitlich überzeugten Angstpatienten verwandelt und zwingt auch der Minderheit in bestimmten öffentlichen Räumen ein Verhalten auf, das dem von Angstgestörten entspricht, so dass freiwillige und unfreiwillige Selbsterniedrigung an diesen Orten ununterscheidbar sind und Kindern von „Erwachsenen“ eine uniforme Irrationalität vorgelebt wird, die sich auch "Hygiene-Konzept" nennt und verlangt, dass alles regelmäßig desinfiziert wird. Der Zuspruch, den die Regierung und ihre medialen wie virologischen Hofschranzen dabei erfahren, ändert nichts daran, dass sie offenkundig am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom erkrankt sind und ihrerseits von der Fügsamkeit der Untertanen darin bestärkt werden. Der als Kind vorgestellte Bürger war ihrer politischen Agenda nach krank zu machen und zu halten: er sollte und soll sich selbst und jeden anderen misstrauisch als potenziellen Seuchenüberträger beäugen, der per Gesichtsvermummung und Maulkorb Verantwortung zu tragen habe für die am Ende undurchschaubarer Infektionsketten angeblich am Virus Gestorbenen.
4.
Vor Corona hätte man sich unter klugen Menschen darüber verständigen können, dass jeder Seuchenbekämpfung von Vornherein das Potential zu einer kollektiven Psychose innewohnt. Einmal unterstellt, es grassierte ein konsensual als harmlos eingeschätztes Schnupfen-Virus unter der Bevölkerung und es stürben unabhängig davon alltäglich rund 2000 Menschen an Alter und Krankheit, dann wäre es nur logisch, eine Virus-Infektion auch bei einem gewissen Anteil dieser ohnehin Sterbenden vorzufinden. Als verrückt würde daher gelten, wer diese Gestorbenen und positiv Getesteten als Schnupfen-Tote zählte, als tautologisch Schließender, wer behauptete, die Hauptrisikogruppe für einen tödlichen Infektionsverlauf in den kommenden Wochen seien die in den kommenden Wochen Sterbenden, als infantil und menschenfeindlich, wer zur Lebensrettung dieser ohnehin Sterbenden mobil machte und dafür das öffentliche Leben und die Wirtschaft stillstellte sowie die Bürgerrechte aller für Monate suspendierte. Denn gestorben würde in diesem Fall ohne jedweden todesursächlichen Zusammenhang lediglich mit der Schnupfen-Infektion und nicht an ihr. Wollte man Sterbende davor bewahren, in dem Sinne durch ein etwas gefährlicheres Erkältungsvirus früher zu sterben, als es der Verlauf der Grunderkrankungen erwarten lässt, wären deren Isolation und social distancing kategorisch weder sinnvolle noch menschenfreundliche Maßnahmen gewesen, sondern kontraproduktiv, weil man zu einem Pflegebedürftigen nicht 2 Meter Abstand halten kann, ohne dass die Pflege substantiell darunter leidet.
5.
Für Deutschland ist inzwischen amtlich, dass es 2020 keine „corona-assoziierte“ Übersterblichkeit gegeben haben wird:

 
Zwar betont das Statistische Bundesamt in seinen Kommentaren eine geringe Übersterblichkeit (von 8 Prozent) für den April und suggeriert im Schaubild, dass diese mit den „Covid-19-Toten“ des RKI zusammenhänge, doch wird zugleich sinnfällig, dass die Sterblichkeit während der „Corona-Welle“ weit unterm Niveau derjenigen der 2018er Grippe rangiert und die auf April beschränkte Übersterblichkeit ein statistischer Nachholeffekt der Untersterblichkeit zwischen Januar und März sein könnte. So oder so wird insgesamt – unterm Strich – zwischen Januar und Mai (bzw. Juni) sogar eine Untersterblichkeit zu verzeichnen sein. Die Kriterien bzw. die epidemiologische Standard-Methodik, mittels der das RKI immer wieder 15.000 bis 30.000 Übersterblichkeitstote im Zuge schwerer Influenza-Wellen errechnet (25.100 Grippe-Tote im Jahr 2018), auf Covid-19 angewendet, ergibt dies: Null „Corona-Tote“ in Deutschland im Jahr 2020.
6.
Dass mindestens 95 Prozent der angeblichen „Corona-Toten“ lediglich ohne Kausalität mit oder allenfalls beschleunigt durch Sars2 gestorben sind, hätte man vorausahnen können, wenn man offizielle italienische Statistiken seit Anfang März zu den Gestorbenen (ihrem Alter und den Patientenakten) zur Kenntnis genommen und richtig interpretiert, wenn man – wie beispielsweise die Gesundheitsbehörde der USA – auch selbst solche Statistiken erstellt hätte. Nicht nur hat sich weder das RKI noch eine andere von der Regierung entsprechend beauftragte Behörde oder Institution um eine solche Datensammlung und deren Publikation bemüht. Alternative und noch genauere Erforschungen der Todesursachen – Obduktionen – wurden vom RKI dezidiert torpediert. Rechtmediziner Püschel, der gegen die RKI-Empfehlung, Corona-Tote wegen der Infektionsgefahr nicht anzufassen und lieber schnell zu verbrennen, an sämtlichen Hamburger „Corona-Toten“ Autopsien vorgenommen hatte, betonte denn auch seit Anfang April, dass kein einziger von diesen allein an der Sars2-Infektion gestorben war. Zuletzt: „‚Es waren Menschen, die im Altenheim oder in Krankenhäusern darniederlagen und von der Infektion noch zusätzlich niedergedrückt wurden. Stark vereinfacht kann man auch formulieren, dass mit dem Ableben in absehbarer Zeit zu rechnen war‘, sagte Püschel weiter. Es sei ‚kein 50-Jähriger dabei gewesen mit gut eingestellter Diabetes oder gut eingestelltem Bluthochdruck.“ Man setzte beim RKI – wie bei WHO, Johns-Hopkins-Universität und nahezu in allen westlichen Staaten – auf Desinformation, auf ein effekthaschendes, übererfassendes und panikerzeugendes Zählen von Toten, das nicht gewillt war, zwischen einem Sterben an, mit und durch Corona zu unterscheiden. Und dies ganz offen: Als die Regierungspropagandisten von Correctiv.org die Ende April lauter werdende Kritik an der Zählweise des RKI als Fakenews entlarven wollten und beim RKI entsprechend nachfragten, erhielten sie eine Antwort, die deutlich machte, dass das RKI in Hinblick auf Corona-Tote ganz gezielt alle bis dahin geltenden epidemiologischen Standards – für eine krude Vorstellung von Genauigkeit oder aus Angst vor einer Untererfassung – über den Haufen warf:


7.
Das Ausbleiben des prophezeiten Massensterbens – Millionen Infizierte und hunderttausende Tote pro Land – führen die Apologeten des verhängten Ausnahmezustandes (Wirtschaftslockdown und Ausgangssperre) als Beweis für die Wirksamkeit und Legitimität der radikalen Maßnahmen an und als Begründung, den Notstand in die Länge zu ziehen, Stichwort: Warnung vor einer zweiten Welle. Die Notstands-Regierungen hätten gerade noch rechtzeitig reagiert und damit Schlimmstes verhindert, Deutschland gegenüber Italien, Spanien, Frankreich, UK und New York einfach noch rechtzeitiger, weshalb man hierzulande bisher vergleichsweise glimpflich davongekommen sei und gut daran täte, weiterhin Vorsicht walten zu lassen, um das bisher Erreichte nicht fahrlässig zu gefährden. Mit der Wirklichkeit damals in Deutschland erhobener und publizierter Daten hat dieser Mythos freilich überhaupt nichts zu tun. Als die Politik am 9. März Großveranstaltungen ab 1000 Personen untersagte, hatte es Sars2 laut RKI-Bericht seit dem 27. Januar und ohne Behinderung durch staatliche Verordnungen auf ganze 1.139 Infizierte (also 0,001 Prozent der Bevölkerung) gebracht. Als am 16. März die Schulen geschlossen wurden, waren es laut RKI-Bericht 6.012 (also 0,007 Prozent). Am Tag darauf änderte das RKI seine Risikoeinstufung für die Gesundheit der Bevölkerung von „mäßig“ auf „hoch“. Von da an eskalierte die Regierung Merkel die Notstandsmaßnahmen im Zweitagestakt Richtung Lockdown und Ausgangssperre, die am 23. März Wirklichkeit wurden. Als das RKI – beeindruckt von „Italien-Bildern“ und Horrorvisionen des britischen Orakels Neil Ferguson – mit seiner zusammengestümperten und am 20. März publizierten „Modellierung von Beispielszenarien der SARS-CoV-2-Epidemie 2020 in Deutschland“ als Worst Case für den Fall ausbleibender Maßnahmen ebenfalls Millionen Infizierte und hunderttausend Tote herbeihalluzinierte, waren laut RKI-Bericht vom selben Tag 13.957 Infizierte zu verzeichnen (also 0,02 Prozent). Die Letalitätsrate – ein aufgrund mangels Toter bzw. deren systematischer Übererfassung ohnehin fragwürdiger Wert – wurde mit 0,2 angegeben, damit als grippeähnlich eingestuft.


8.
Man konnte sich angesichts der amtlichen Zahlen von Infizierten im Promillebereich also damals schon fragen, worin eigentlich das hektische Agieren und die Panikmache begründet gewesen sein sollten. Sicher gab es hinreichend Anlass, zu vermuten, dass die reale Anzahl der Infizierten um ein Vielfaches höher sei als die „validiert“ gemessene. Schließlich hinkte man dem realen Infektionsverlauf bei der Messung um ca. zwei Wochen hinterher und testete nur Atemwegserkrankte (mit Kontakten zu bestätigten Covid-19-Fällen), während man wusste, dass die Infektion bei Vielen symptomfrei bleibt. Zum einen würde eine Dramatisierung der Realinfektionen und damit der vielbeschworenen Dunkelziffer auf beispielsweise den Faktor 10 (international war in Hinblick auf die jeweilige Testpraxis begründet auch von 30-80 die Rede) die Letalitätsrate auf 0,02 senken – was Anlass zur Entwarnung gäbe –, zum anderen hat es das RKI seit Februar und die ganze Corona-Zeit über ausdrücklich abgelehnt, via Stichproben in die Bevölkerung hinein das reale Ausmaß der Infektionsverbreitung festzustellen. Noch am 1. Mai „lehnte das Robert-Koch-Institut (RKI) flächendeckende Testungen auf Coronaviren erneut ab. ‚Wir raten weiterhin davon ab, generell alle Menschen zu testen‘, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. Er begründete dies mit Unsicherheiten bei Menschen, die noch keine Symptome zeigten.“ Damit war klar, dass die Übererfassung der Toten und die Untererfassung der real Infizierten die Letalitätsrate mit zunehmender Ausbreitung zwar systematisch in die Höhe treiben würde, Sars2 sich dieser Strategie nach aber als wenig infektiös – ergo ungefährlich – zeigen müsste, wollte man irgendwie noch konsistent argumentieren. Beides – hohe Infektiosität und hohe Letalität – war mit den erhobenen Datensätzen nicht gleichzeitig zu haben, sondern nur das eine ohne das andere.
9.
Wie war es also angesichts der amtlichen Zahlen möglich, dass Merkel und Spahn am 10. März zunächst noch recht nüchtern davon ausgingen, dass sich 60-70% der Bevölkerung (also über 50 Millionen Menschen!) infizieren würden und man im Vertrauen aufs eigene Gesundheitssystem die Verbreitungskurve per Verbot von Massenveranstaltungen nur (im Unterschied zu Italien) ein wenig abflachen müsse, damit nicht zu viele gleichzeitige schwere Krankheitsverläufe auch deutsche Hospitäler überlasteten? Wie konnte nur wenige Tage später beim Stand von noch nicht einmal 20.000 Infizierten eine Hektik entstehen, die suggerierte, man sei, wenn man nicht sofort entschieden mit immer neuen Verboten intervenierte, mir nix dir nix bei einer (plötzlich untragbaren) ersten Million? Die Regierung und ihre epidemiologischen Experten schienen zu glauben oder zumindest zu behaupten, man habe sich zwischen dem 16. und 23. März am Anfang eines extremen exponentiellen Infektionswachstums befunden.
10.
Mag inzwischen zwar der Imperativ vorherrschen, ein „Zurück zu Normalität“ werde es erst geben, sobald ein Impfstoff entwickelt sei, wurde in den Tagen nach dem Lockdown noch anders „kommuniziert“ und ein irgendwie geartetes rationales Verhältnis der Maßnahmen zur empirisch überprüfbaren Realität unterstellt. Zuerst lautete die nachgereichte (!) Legitimation für die überrumpelnde Herstellung des Ausnahmezustandes, dass es gelingen müsse, die Verdoppelungszeit der Infektionen auf 10 Tage zu strecken und dass bei Erreichen dieses Ziels gelockert werden könne. Als dies schon kurz darauf „geschafft“ war, wurde die für eine Lockerung notwendige Verdoppelungszeit auf 14 Tage verlängert. Als auch dies eingetreten war, verkündete man einen gänzlich neuen Zweck: Eine sogenannte Reproduktionszahl R müsse auf einen Wert von unter 1 fallen. Nach rund drei Wochen Lockdown und Ausgangsperre, am 15. April, veröffentlichte das RKI eine Grafik, aus der hervorging, dass diese R-Zahl nicht nur mittlerweile, sondern bereits vor dem 23. März auf unter 1 gefallen war, ohne dass man irgendeine Repressions-Maßnahme mit dem offensichtlichen Abflauen der Infektionskurve in Verbindung bringen könnte.


 
Weitere Wochen später hat das RKI offengelegt, dass sich die Reproduktionszahl auch unbeeindruckt von den ersten zaghaften Lockerungen zeigt, und weiter unter uns 1 bleibt, was für einen von staatlichen Eingriffen völlig unbeeinflussten Epidemieverlauf spricht. 

 
11.
Nachdem also seit dem 15. April vereinzelte Stimmen forderten, den Ausnahmezustand endlich und zwar vollständig wieder aufzuheben und einen Fehler einzugestehen, fand ein erneuter Argumentationswechsel statt: „Das RKI verweist darauf, dass sich das Infektionsgeschehen nicht durch eine einzige Zahl abbilden lasse. Man müsse neben "R" auch immer die Zahl der täglichen Neuinfektionen berücksichtigen. Und die stieg zu dem Zeitpunkt noch, als der Lockdown in Kraft trat.“ Davon abgesehen, dass das Ursprungsziel gerade nicht die Unterbindung sondern die Verlangsamung eines täglichen Anstiegs von Neuinfektionen war, konnte basierend auf den offiziellen Daten von einem Anstieg der Neuinfektionen nach dem 23. März nicht die Rede sein. Auch diese Behauptung hat sich als falsch erwiesen. Weil die Corona-Welle Mitte März ihren Peak hatte und seitdem gänzlich unabhängig vom Regierungshandeln abflaute, sank auch die Anzahl der täglichen Neuinfektionen unaufhörlich, wie folgende Grafik des RKI zeigt: 


 12.
An dieser Stelle werden die Apologeten der Regierungspropaganda einwerfen, dass man hinterher immer schlauer sei – und das RKI in Echtzeit habe vielleicht nicht wissen können, was erst jetzt offenkundig wird. Die Politik habe eben so gut es ging „im Blindflug“ agieren müssen und Vorsicht (selbst übertriebene) sei immer noch besser als Nachsicht. Auch das stimmt nicht, wie ein Blick auf die Probenauswertung verrät, die das RKI selbst veröffentlicht hat – und die sich auch im Wikipedia-Eintrag zur Covid-19-Pandemie in Deutschland findet:



Man sieht, dass sich die Anzahl der positiv Getesteten (also Infizierten) von KW 11 (9.-15. März) auf KW 12 (16.-22. März) verdreifachte und könnte damit das Verlangsamungsziel der Verdoppelung innerhalb von 10 bzw. 14 Tagen in Verbindung bringen. Man sieht aber, ohne Mathematik-Professor sein zu müssen, auch, dass die Anzahl der Tests von KW 11 zu KW 12 fast verdreifacht wurde, darum lediglich ein Anstieg des Probenanteils positiver Testergebnisse von 5,9 auf 6,8 Prozent statthatte. Man sieht desweiteren von KW 11 bis KW 14 einen nur gemächlichen Anstieg und von da an einen Abstieg. KW 14 stellt nicht einmal gegenüber KW 11 eine Verdoppelung der Neuinfektionen dar. Der Anteil der positiv Getesteten war insgesamt zu keiner Zeit bedenklich hoch und rund 200.000 Infizierte (also 0,24 Prozent der Bevölkerung) nach vier Monaten Epidemie sprechen nicht gerade für ein sehr infektiöses Virus, soweit es Symptome verursacht. Entscheidend ist aber, dass zwischen der 11. und der 14. KW bereits eine Verlangsamung des Wachstums wahrnehmbar ist und das gesamte Geschehen – wegen des Zeitverzugs zwischen Infektion, Symptombildung, Abstrich und Laborauswertung – um zwei Wochen vorzuverlegen war, so dass der Höhepunkt in die 12. KW fällt und bei tagesweiser Betrachtung eine Tendenz zur Abnahme der Neuinfektionen bereits am 23. März erahnbar war. Die Diskrepanz zwischen dem kommunizierten und dem bereits gewussten sowie erahnbaren Infektionsgeschehen sieht jedenfalls etwa so aus:

Die Grafik entstammt einem Artikel von Prof. Dr. Christof Kuhbandner von der Fakultät für Humanwissenschaften der Universität Regensburg. Sie veranschaulicht dort im engen Sinne eine Korrektur der gemeldeten Wachstumskurve, bei der mehr Faktoren berücksichtigt wurden als nur eine Erhöhung der Testanzahl (beispielsweise das Überschneiden der Corona-Welle mit anderen Atemwegserkrankungen und deren Abnehmen in den Test- und Meldewochen). Ich benutze diese Grafik insofern leicht zweckentfremdet, als ich mit ihr nur den groben Relationen nach illustrieren will, wie die durch Rückdatierung erhältliche Realentwicklung (grün) sich bei gleichzeitiger einfacher Berücksichtigung der erhöhten Testanzahlen zur berichteten Wachstumskurve (rot) verhält.
 
Auch im Rahmen des jährlichen RKI-Grippe-Monitorings, das Atemwegserkrankte neben Influenza- und Erkältungsviren seit dem 24. Februar zudem auf Corona testete, war festzustellen, dass weder der Anteil von Corona-Viren (max. nicht einmal 5 Prozent) noch dessen Anstieg – jenseits von Fragen der Datierung der Realinfektionen – besorgniserregend waren bzw. akuten Handlungsbedarf anzeigten (siehe: https://influenza.rki.de/wochenberichte.aspx):


 
13.
Vollkommen unbeeindruckt von den radikalen Staatsmaßnahmen „wütete“ Corona in Deutschland nicht annähernd wie eine milde Grippewelle, die Infektionsverbreitung erreichte Mitte März ihren Höhepunkt, von da an begannen die täglichen Neuinfektionen zu sinken, seit Ende April ist die Welle vorbei und plätschert nur noch vor sich hin. Zu keinem Zeitpunkt waren den amtlichen Zahlen nach mehr als 0,05 Prozent der Bevölkerung gleichzeitig symptomatisch infiziert, insgesamt werden nicht einmal 0,5 Prozent gesundheitlich betroffen gewesen sein. An Covid-19 gestorben, ist niemand, eine corona-assoziierte Übersterblichkeit wird nicht zu errechnen sein und deutete sich auch niemals an. Ein etwaiger Impfstoff könnte höchstens für eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe, seriös entwickelt frühestens in Jahren hilfreich sein, und auch dann nicht hilfreicher als eine Impfung gegen Influenza. Für die Herbeiführung des Ausnahmezustandes gab es keinen legitimen Grund, ebenso wenig wie für die Hinauszögerung seiner Aufhebung. Rechtlich gesehen war die willkürliche Suspendierung von Bürgerrechten - die zum Selbstzweck wurde - ein Verbrechen. Nur basierte dieses nicht auf Priestertrug. Zwar gibt es im Handeln von Regierung und Medien durchaus zahllose Momente gezielter Desinformationspolitik – wie auch in den Verlautbarungen jener „Experten“, die schon während der Schweinegrippe als Scharlatane verhaltensauffällig wurden: RKI, Drosten, Kekule, Ferguson… Zum einen war man nie so "blind" wie behauptet, zum anderen wollte man Relevantes (das Profil der "Corona-Toten", die reale Anzahl der Infizierten) gar nicht wissen. Die Obduktionen und die Heinsbergstudie, wesentliche empirische Forschungen und Datenerhebungen zum wirklichen Geschehen, waren Eigeninitiativen Hamburgs und NRWs, ihre Ergebnisse (z.B.: kein Sterben an Corona, keine Schmierinfektion, keine Ansteckungen im Nahverkehr, in Hotels, in Flugzeugen, im Ehebett, in Supermärkten, am Arbeitsplatz) wurden von Regierung, BMI, Krisenstab, RKI und Drosten ignoriert oder argumentfrei in Zweifel gezogen. Das teils wahrheitswidrig behauptete und teils tatsächliche Nichtwissen sollte als Basis spekulativer Horroszenarien unbedingt bewahrt bleiben. Aber: der permanente Argumentationswechsel für den Lockdown - die Willkür - vollzog sich in aller Öffentlichkeit und an vielen Stellen gelang es den Herbeiführern einer Krise schlicht, mit der als solche transparenten Ziegelstein-Wahrscheinlichkeit Panik zu stiften und Zustimmung für repressive Maßnahmen zu organisieren, was eben auf entsprechende Bedürfnisse der derart Agitierbaren schließen lässt. Alle wollten an der Nase herumgeführt werden. Wie jetzt noch: Sobald sich etwa in Berlin binnen einer Woche 30 von 100.000 Einwohnern (also 0,03 Prozent, anderswo sind es 0,05) mit einem Grippevirus angesteckt haben, soll die Neuinfektionsallarm-Ampel auf Rot umschalten, ohne, dass aus dem Amt gejagd würde, wer sich solchen Unsinn ausdenkt. Das Schöne für die Coronagenießer: Sollte Drostens Test mit einer Fehlerquote von nur 1,4 Prozent falsche Positiv-Ergebnisse liefern, braucht man lediglich 2.000 Tests für 28 „Infizierte“ und käme für künftige Corona-Outbreaks gänzlich ohne ein in der Wirklichkeit grassierendes Virus aus.

(07.06.2020)

Sie auch: Thomas Maul, Das Corona-Spektakel als Farce und Tragödie (22.05.2020)

Kritische Texte zur Corona-Politik seit 23.03.2020 auf: http://www.magazinredaktion.tk/ausnahmezustand.php